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Die
Forschungen mit Kindern, die mit starken Hörschäden geboren
werden, konstatieren, dass diese Kinder in ihrer Entwicklung in der
Regel eine deutlich gestörte Motorik aufweisen, besonders in der
Koordination ihrer Bewegungen und in der Feinmotorik. Dies macht deutlich,
dass nicht nur die motorische Information unserer Muskeln, sondern auch
die akustische Information des Ohres vom Gleichgewichtssystem gelesen
wird und für dessen volle Entwicklung wesentlich ist.
Dies
wird unterstützt von der Erfahrung, dass wir einen Wunsch haben,
uns nach Musik zu bewegen: in allen Kulturen der Welt tanzen Menschen
nach Musik, Tanz und Musik gehören notwendiger Weise zusammen.
Prof. Tomatis
dokumentiert in seinen Forschungen (28) die enge Verbindung zwischen
Ohr, akustischer Information, Körperhaltung und Bewegung. Für
ihn sitzt das Körperbild im Ohr und seinen Untersuchungen
zufolge ist jeder Muskel im Organismus mit dem Gleichgewichtssystem
vernetzt – nicht nur die Muskeln, mit deren Hilfe wir uns bewegen.
Wie die mangelnde
Ausbildung der Feinmotorik bei hörgeschädigt Geborenen nahe
legt, könnten es wohl gerade auch feine musikalische Bewegungen
in der Melodie der Sprache und der Musik sowie ihre komplexe Koordination
sein, die im Gehirn vielleicht feinste motorische Impulse erzeugen,
und die selbst dann, wenn sie nicht in Bewegung umgesetzt werden, eine
subtile Anregung des motorischen Systems hinterlassen: wie sonst ist
das Bewegungsdefizit bei stark hörgeschädigten Kindern zu
erklären? Offenbar sind akustische Bewegungen auch
essentiell für die Ausbildung der Feinmotorik und der Bewegungskoordination.
Und hier
stellt sich dann gleich wieder die Frage nach der Qualität der
Musik: welche Bewegungsmuster regt die Musik an: mehr abgehackte, fixierte,
monotone, maschinenhafte oder vielfältig fließende, natürlich
ineinander verwobene?
Prof. Tomatis
beschreibt einen kybernetischen Regelkreis der Bewegung: das Gehirn
gibt den Befehl zur Bewegung, der Muskel führt ihn aus und das
Gleichgewichtssystem überprüft die Bewegung und formuliert,
falls notwendig, einen Korrekturauftrag. In diesen Regelkreis vermag
Musik intensiv einzugreifen, wie wir an den oben genanten Beispielen
von Herrn S. und Frau D. gesehen haben, und eine harmonische Motorik,
je nach Struktur der Musik, zu stärken oder zu stören.
Nehmen wir
als ein weiteres Beispiel für die Wirkung von Musik auf die Muskelwelt
den Spannungskopfschmerz. Dieser entsteht meist aus einem verpanzerten
Nacken, wobei sich die Muskeln dieser Partie in dauernder Anspannung
befinden und diese Anspannung sich dann im Kopf als Spannungsschmerz
meldet.
Wer
ist nun der medizinische Ansprechpartner im Organismus für diesen
verpanzerten Nacken?
Einmal ganz
sicher das Gleichgewichtsorgan, welches ja auch die Nackenmuskeln überwacht
und eigentlich längst die Korrekturmeldung zur Entspannung hätte
geben müssen. Zum anderen ist da aber noch die Gemütswelt,
die für das Gleichgewichtssystem in diesem Falle wie eine Vorgesetzte
wirkt. Denn wenn sich der verpanzerte Nacken z.B. nicht als Folge einer
länger währenden schädlichen Arbeitshaltung eingestellt
hat, dann ist es meist die Anspannung des Gemüts: die Hektik, die
Sorgen, der Problemdruck, die Angst, die einem im Nacken sitzt,
welche mit der Zeit zur chronischen Verspannung der Nackenmuskeln und
in der Folge zum Spannungskopfschmerz führen. Zu beiden, zum Gleichgewichtssystem
wie zur Welt des Gemüts, besitzt das Ohr, und damit die Musik,
beste Verbindungen.
Rein physiologisch
gesehen kann man die Regungen des Gemüts als einen komplexen Austausch
bioelektrochemischer Signale im Gehirn auffassen, die innerhalb entsprechender
nervlicher Netzwerke aktiv werden. Auch die Empfindungen der Geborgenheit,
der Harmonie, der inneren Sicherheit, die uns entspannen lassen, werden
von solchen bestimmten Aktivitätsmustern von Neurotransmittern,
Hormonen und elektrischen Impulsen im komplexen Netzwerk unserer Gehirnnerven
repräsentiert.
Sehr vieles
spricht dafür (24), dass harmonikal geordnete Musik gerade die
Netzwerke dieser Empfindungen im Gehirn anregt und durch ein regelmäßiges
Training der Erfahrung tiefer natürlicher Harmonie
den Befehl zur Verpanzerung der Nackenmuskeln auflöst – dies könnte
erklären, warum die MRT-Musik bei Spannungskopfschmerz bis zu 80%
Behandlungserfolg (25) erzielt.
Und wie die
Untersuchungen aufzeigen, kommt hier dann auch noch eine weitere Muskel-Komponente
hinzu.
Dr. Shemagonov konnte anhand von Ultraschallmessungen aufzeigen
(26), wie sich unter dem Hören der MRT-Musik auch die Slow Spontaneous
Oscillations (SSO) der Gehirnarterien normalisieren, deren Rhythmen
sich unter Spannungskopfschmerzen verändern.
Diese Oszillationen
in der Geschwindigkeit des Blutflusses entstehen durch Kontraktion und
Expansion der Arterienwände und werden vom autonomen Nervensystem
reguliert. Offensichtlich greift die MRT-Musik auf diese Regulation
zu, denn die Kontraktions-Rhythmen harmonisieren sich unter dem Hören
der MRT-Musik und der Spannungskopfschmerz löst sich auf.
Greift das
audio-vestibulare System auch auf die Kontraktionen des Gefäßsystems
zu?
Und wieso gleichen sich Atem- und Herzrhythmus dem Rhythmus von Musik
an?
Die detaillierte Klärung solcher Fragen könnten der Behandlung
von Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen sowie Asthma wichtige
neue Horizonte eröffnen.
Lassen Sie
uns zum Schluss noch auf eines der bemerkenswertesten Ergebnisse mit
der Medizinischen Resonanz Therapie Musik hinweisen, welches die große
Macht harmonikaler akustischer Strukturen auf die Arbeitsweise des Gehirns
dokumentiert.
Es ist seit
langem bekannt, dass bestimmte visuelle und akustische Impuls-sequenzen
epileptische Anfälle auslösen können. Die MRT-Musik erzielt
den entgegengesetzten Effekt: wie Frau Prof. Dr. Sidorenko aufzeigen
konnte (27), reduzierte sich bei schwerst epileptisch Kranken durch
die Behandlung mit der MRT-Musik die Anfallsrate um 75%!
Nach Auffassung
von Frau Prof. Dr. Sidorenko spielt hierbei wahrscheinlich vor allem
die hochkomplexe und natürliche fließende Zeitgestaltung
der MRT-Musik eine entscheidende Rolle, die der fixierten nervalen Rhythmik
sich aufbauender epileptischer Anfälle entgegenwirkt.
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