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Die
Soziologie der Musik betrifft die verwandtschaftlichen Beziehungen der
Oberwellen eines Tones genausogut wie die der Motive untereinander,
der Melodien untereinander und Sequenzen untereinander.
Sie betrifft aber auch die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen
Oberwellen, Motiven und Sequenzen.
Dabei entspricht
die Soziologie der Musik der Ordnung innermenschlicher, aber auch äußerlich
menschlicher sozialer Verhältnisse, die sie mit den genannten Parametern
wirklichkeitsgetreu beschreibt.
Wie weit
eine solche Beschreibung der Soziologie auf der Oberfläche gehen
kann, zeigt die hierarchische Strukturierung der klassischen Musik bis
hin zur Diktatur der Masse in der Zwölftonmusik, in der alle Töne
der Tonleiter und deren Parameter (Tonhöhe, Tondauer, Lautstärke
usw.) den gleichen Wert haben und so in der seriellen Kompositionstechnik
– der perfektionierten Zwölftonmusik – mit Hilfe von Rechenoperationen
wie Schablonen eingesetzt werden.
Im Bereich
des inneren Hörens, aber auch in der Physiologie der äußeren
Musikinstrumente begründet, gibt es feste naturgegebene Tonraumordnungen
(1,2), die bei systematischer Erforschung auf eine naturgegebene Soziologie
der Musik schließen lassen, weil sie sich in festen verwandtschaftlichen
Beziehungen der Töne untereinander, aber auch der Tonräume
untereinander ausdrücken.
Diese natürlichen
soziologischen Ordnungen des Oberwellenspektrums finden bei den großen
Tonkünstlern Anwendung im Makrokosmos ihrer Musik – in der äußeren
Struktur ihrer Kompositionen – und lassen sich dort leicht analytisch
erkennen und nachweisen.
Dabei ist
zu bemerken, dass eine äußere Abweichung von der naturgegebenen
inneren Ordnung der Musik beim Hörer den Eindruck einer Dissonanz
hervorruft – eines Phänomens, welches ein Auseinanderklaffen von
Makrokosmos und Mikrokosmos der Musik anzeigt und jeweils dann auftritt,
wenn die Logik des Makrokosmos sich von der Logik des Mikrokosmos entfernt
hat.
Die Tatsache,
dass wir eine Dissonanz so unmittelbar erkennen, bestätigt, dass
innerhalb unseres eigenen geistigen Erkennungsvermögens schon ein
Bewusstsein für die Harmonie als Ordnungsprinzip von Musik vorhanden
ist und dass wir somit über ein fest eingebautes musikalisches
geistig-seelisches Erkennungsvermögen für soziologische Ordnung
verfügen. |
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